BCI-Systeme … Was zum Geier?
18. Oktober 2017 – Bereits während der Mathestunde war die Vorfreude auf das bevorstehende von Prof. Wurm organisierte (die 6CR dankt) Event deutlich spürbar. Die spannenden Rechenübungen zur Parameterdarstellung von Geraden im R² konnten nur kurzzeitig für Ablenkung und Entspannung sorgen, denn gleich im Anschluss ging es nach Linz ins AEC (Ars Electronica Center), wo auf die Realisten ein würdiges Programm wartete…
- Workshop zum Thema Gehirn
- Highlightführung durchs AEC
- Deep Space 8K
Bei all den Aktivitäten ist nicht nur das Wissen gewachsen, sondern auch der Grundumsatz gestiegen. Während der kulinarischen Kleingruppenexpeditionen ins Stadtzentrum wurden die Energiedepots wieder aufgefüllt. Der absolute Höhepunkt des Tages war jedoch der
- Vortrag von Ass. Prof. Dr. Selina Wriessnegger (TU Graz)
Was vor geraumer Zeit noch wie Science-Fiction klang, ist heute bereits Realität. PatientInnen, die nach Rückenmarksverletzungen ihre Arme oder Beine nicht mehr bewegen können, können über Brain-Computer-Interface (BCI)-Systeme mit der „Kraft der Gedanken“ Prothesen steuern und mit anderen Menschen kommunizieren. Das Institut für Neurotechnologie der TU Graz forscht und entwickelt seit mehr als 15 Jahren BCI-Systeme und ist weltweit führend auf diesem Gebiet.*
Ein Beispiel: Bei ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) verlieren die Betroffenen mit dem Fortschreiten der Krankheit immer mehr die Kontrolle über die Motorik ihres Körpers. Dies geht so weit, dass die Personen beatmet werden müssen und nicht mal mehr die Augen bewegen können. Sie sind, und jetzt kommt das Schreckliche, bei völlig unbeeinträchtigten kognitiven Fähigkeiten im eigenen Körper eingesperrt (Locked-in-Syndrom) und das ohne die Möglichkeit, mit der Umgebung kommunizieren zu können.
Eine Möglichkeit zur Befreiung aus diesem „Gefängnis“ bieten die sogenannten BCI-Systeme. Super, und was soll das sein? Die Idee ist einfach mega-genial: Wenn du beispielsweise deine linke Hand bewegst, dann werden ganz bestimmte Areale im Gehirn aktiv. Die Aktivität lässt sich dabei mit einem EEG (Elektroenzephalographen) beobachten und aufzeichnen. Und jetzt kommt’s: Denkst du daran, dass du deine linke Hand bewegst, dann zeigt das Gehirn genau die gleichen Aktivitätsmuster, als würdest du deine Hand tatsächlich bewegen. Nicht schlecht, oder? Genau diesen Effekt nutzt man dazu, den Patienten über angeschlossene Exoskelette zumindest ein bisschen was an Motorik zu schenken. Faszinierend!
Was für Bewegungen von Körperteilen gilt, kann auch bei der Konzentration auf bestimmte Buchstaben beobachtet werden. So ermöglicht ein sogenannter P300 BCI Speller den kranken Personen zu schreiben, im Internet zu surfen und sogar zu malen bzw. zu rechnen. Sie bekommen die Möglichkeit, mit ihrer Umwelt zu kommunizieren.
*https://www.aec.at/center/gehirn-fuer-alle-gedankenkraft/ [19.10.2017-00:39]