Lateinisches zur Weihnachtszeit
Kennen Sie auch solche Tage? Man spaziert mit einem Lächeln in die Schule und möchte nichts lieber machen, als hochmotivierten Schülerinnen und Schülern Latein beizubringen; doch was tun, wenn zwei Drittel davon im Theater sind und von den übrigen die Hälfte krank ist? Was macht man also mit lediglich zwei Schülerinnen im Unterricht? Die Antwort liefert uns wie so oft wieder einmal Latein: Damit sei nicht gemeint, dass man à la Carto den Karthagern die Schuld an dieser Situation geben soll oder wie Romulus einfach ein paar Schülerinnen und Schüler aus einer benachbarten Schule für den eigenen Unterricht rauben soll.
Nein, man nutzt die Gelegenheit, um in der Weihnachtszeit (oder zur Zeit der Saturnalien für alle Weihnachtsmuffel) lateinisch zu kochen. Und so ging in dieser Stunde der Unterricht ausnahmsweise durch den Magen:
Libum
Das Libum oder auch Opferbrot eignet sich hervorragend für den kleinen Hunger bzw. das kleine Opfer zwischendurch, falls wieder einmal kein Stier zur Hand ist. An diesem Opferbrot, das, wie der Name schon sagt, ursprünglich als Opfer für römische Götter Verwendung fand, haben sicherlich auch Christkind und Weihnachtsmann Freude, denn es ist schnell gebacken und schmeckt gut.
Einfach 600 Gramm Schafskäse mit 300 Gramm Weizenmehl vermengen, ein oder zwei Eier hinzufügen und den Teig auf Lorbeerblättern im Herd backen. Wer es ein bisschen süßer mag, kann das fertige Libum auch noch mit Honig beträufeln. Falls noch etwas übrigbleibt, einfach dem Christkind hinstellen und eine schöne Bescherung ist gesichert. Danke, Latein!
Globi
Dass die Erde eine Kugelform (Globus) aufwies, war in der Antike längst bekannt. Doch damit war die Kugelform noch nicht ausgeschöpft. Ihre Vollkommenheit erreicht sie, wenn man 200 Gramm Weizen- oder Dinkelgrieß mit 300 Gramm Frischkäse vermengt und zu eben solchen Kügelchen formt.
Die Globi oder Globuli, falls nur der kleine Hunger gestillt werden muss, werden anschließend in Olivenöl goldbraun gebraten und vor dem Verzehr mit Honig überträufelt und mit Mohn überzogen. Nicht einmal der Grinch könnte so einer süßen Köstlichkeit widerstehen.
Weihnachtslieder – auf Latein
Zum Abschluss noch etwas Besinnliches: Was könnte denn die Familie besser zusammenbringen, als beherzt altbewährte Weihnachtslieder zu singen. Besonders die Kleinen haben erfahrungsgemäß große Freude am Trällern vom lateinischen Jingle Bells. Viel Vergnügen!
Alle Jahre wieder
Iterum quotannis
venit Christulus
caelitus deorsum,
ubi vivimus.
Omnes benedicens
intrat in domus,
ut nos comitetur,
quoquo vadimus.
Mihi quoque astat
latens, tacitus,
fidus ut me ducat
amantissimus.
Jingle Bells
Tintinna-, tintinna-, tintinnabula
tintinnant in nivibus et dant gaudia.
Tintinna-, tintinna-, tintinnabula
tintinnant in nivibus et dant gaudia.
Vehimur trahis, trahimur equis
vehimur per nemora, ridemus frigora.
Vehimur trahis, trahimur equis
vehimur per nemora, ridemus frigora.
Tintinna-, tintinna-, tintinnabula …
Sonant cantica, resonant culmina
rapimur per nemora et arva candida.
Sonant cantica, resonant culmina
rapimur per nemora et arva candida.
Tintinna-, tintinna-, tintinnabula …
Quellen
Iterum v. R. Habitzky (Vox Latina 126)
Tintinna v. J. Hamacher (AU 6/95)