Zwei Wochen beim Bundeswettbewerb der Chemieolympiade
(ein Bericht von Vanessa Treml, 7cr)
16 Tage durfte ich gemeinsam mit den 23 besten Olympioniken aus Österreich und Südtirol, in Vorbereitung auf den Bundeswettbewerb der Chemieolympiade, in der malerischen Kleinstadt Baden bei Wien verbringen. Zwei Wochen lang bestand unser Tagesablauf aus aufstehen, essen, Chemie und schlafen. Nicht einmal abends hatten wir wirklich Zeit uns zu entspannen, oder gar das Hotel zu verlassen, denn nach dem Abendessen war es an der Zeit, die ausgeteilten Übungsblätter durchzurechnen. Durchrechen ist an dieser Stelle wahrscheinlich der falsche Begriff, sagen wir lieber versuchen sie durchzurechnen. Einige dieser Übungsblätter waren so schwer, dass man nicht einmal die Angabe verstand, wieder andere waren vollständig machbar. Doch genau das ist das Schöne an der Chemieolympiade. Was gibt es Besseres, als sich gemeinsam mit der Zimmernachbarin bis 10 Uhr abends den Kopf über eine Aufgabe zu zerbrechen um nach 2 Stunden Arbeit endlich die schwierige Aufgabe geknackt zu haben.
Den Vorlesungen konnte man, wenn man sich gut konzentrierte nicht schlecht folgen. Im Großen und Ganzen waren sie wie Weihnachten und Ostern zusammen für mich, da ich Dinge verstand, von denen ich zuvor keinen blassen Schimmer hatte. Da man aber versuchte uns in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Wissen einzutrichtern, war man spätestens beim Mittagessen schon richtig ermattet. Ein hervorragender Ausgleich zu den Theorievormittagen, waren die Praxisnachmittage. Gemeinsam mit dem Laborpartner übte man während dieser 2,5-3,5 Stunden qualitative und quantitative Analysen, Photometrie, organische Synthesen und umkristallisieren. Beobachtet wurde man dabei durch die Argusaugen der Saalaufsicht, die am Ende des Arbeitstages beharrlich die Syntheseausbeuten auf die Tafel notierte. Der spannendste Moment des Tages war deswegen der Gang zur Wasserstrahlpumpe, bei welcher man das Syntheseprodukt filtrieren musste. Hier zeigte sich wie sauber man gearbeitet hatte. Manchmal kam es vor, dass kein Filterkuchen übrigblieb, manchmal hatte man Ausbeuten von über 100% (was mir Gott sei Dank nie passierte). Ausbeuten über 100% sind theoretisch natürlich nicht möglich.
Trotz der Probleme, die uns die Synthesen bereiteten, faszinierte mich genau diese Materie am meisten. Aus Reaktionsgleichungen und Theorie wurde die Wirklichkeit und ich hatte die Möglichkeit aus den Edukten A und B, das im Aussehen und Geruch völlig unterschiedliche Produkt C zu synthetisieren. Auch wenn theoretische und praktische Ausbeute im Normalfall abweichen ist es unglaublich tolles Gefühl, die perfekten Verhältnisse der Reaktionsgleichung im Syntheseprodukt annähernd wiederzufinden.
Auch ein Ausflug zur Firma Semperit, welche Operationshandschuhe und Hochleistungsschläuche herstellt, war inbegriffen. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 100%, Temperaturen von ca. 40 Grad Celsius und beißenden Ammoniakgeruch, durften wir dort in Haarnetz, Schutzbrille und Labormantel gekleidet, die Handschuhproduktion besuchen.
Schließlich fanden am 29. und 30. Mai der theoretische sowie der praktische Wettbewerb zu je 5 Stunden Dauer statt. Beim theoretischen Wettbewerb standen Reaktionsschemata, Gleichgewichtsberechnungen rund um den Wein und die Hückel-Näherung im Mittelpunkt. Beim praktischen Wettbewerb galt es, seine Weinanalyse und Synthesefähigkeiten unter Beweis zu stellen. Der praktische Teil war wie für mich gemacht und so schaffte ich es, mir den 11. Platz zu sichern.
Überrascht war ich von der Gemeinschaft, die sich in den 2 Wochen entwickelt hatte. Entgegen meiner Erwartungen hatte man bis zuletzt nicht das Gefühl, sich unter 23 Konkurrenten zu befinden, viel eher unter 23 Freunden. Man half sich wo man konnte und freute sich sogar bei der Siegerehrung für Personen, die besser abgeschnitten hatten, als man selbst.
Vielen Dank an die Chemielehrer unserer Schule, ohne die ich niemals so weit gekommen wäre. Zu erwähnen ist zunächst einmal Frau Professor Schödl, die von mir im Unterricht geradezu durchlöchert wird und Herr Professor Starlinger-Baumgartinger, der für mich Beispiele löst, die mir ein Rätsel sind. Doch der größte Dank gebührt Frau Professor Müller, die jeden Montag ihr bestes gibt und uns 5 Stammchemieolympioniken ihre Freude an der Chemie weitergibt und viele Stunden in die Vorbereitung der Aufgaben und der benötigten Chemikalien investiert.